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Chancen und Risiken der Migration von Pflegefachkräften aus Drittstaaten nach Deutschland

Die Migration von Pflegefachkräften aus Drittstaaten nach Deutschland hat in den letzten Jahren zugenommen und stellt eine wichtige Chance für die Branche dar. Als Dienstleister der Personalberatung, der auf die Vermittlung von Pflegefachkräften aus Drittstaaten spezialisiert ist, möchte ich in diesem Fachbeitrag auf den Status Quo eingehen.

Gesellschaftliche Einwertung der Migration für Deutschland

Die Migration von Pflegefachkräften aus Drittstaaten hat viele Vorteile, sowohl für die Einwanderer als auch für die Gesellschaft und die Wirtschaft.

Fachkräftemangel: In Deutschland herrscht ein Mangel an qualifizierten Pflegefachkräften. Die Einwanderung von qualifizierten Pflegefachkräften aus Drittstaaten kann dazu beitragen, diesen Mangel zu verringern und die Qualität der Pflege zu verbessern.

Kulturelle Vielfalt: Die Migration von Pflegefachkräften aus Drittstaaten kann dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt innerhalb der Branche zu fördern. Dies kann zu einem besseren Verständnis der verschiedenen Kulturen und einem besseren Umgang mit Patienten aus unterschiedlichen Ländern führen.

Persönliches Wachstum: Für die Pflegefachkräfte aus Drittstaaten kann die Migration eine Chance sein, ihre beruflichen Fähigkeiten zu erweitern und persönlich zu wachsen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und ihr Wissen zu erweitern und sich in einer neuen Kultur zu integrieren.

Wirtschaftliches Wachstum: Die Migration von Pflegefachkräften aus Drittstaaten kann auch dazu beitragen, das wirtschaftliche Wachstum zu fördern. Durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Stärkung von Unternehmen kann die Wirtschaft gestärkt werden.

Dennoch sollte die Migration nach Deutschland für die Pflege nicht der einzige Ansatz bleiben. Die Situation gesellschaftspolitisch zu verändert ist jedoch ein Prozess mit ungewisser Länge. Bevor sich die wesentlichen Rahmenbedingungen wie Arbeitsbelastung (Personalschlüssel), Wertschätzung (Verdienst) und Anerkennung (Gesellschaft) nicht verändern, ist die Erwerbsmigration ein wertvoller Baustein, um die erforderliche Infrastruktur aufrecht zu erhalten.

Internationaler Vergleich: Wie attraktiv ist Deutschland für Pflegefachkräfte?

Ausländischen Pflegefachkräften haben im Jahr 2023 folgende Rahmenbedingungen:

  1. Arbeitsmarkt: Deutschland hat aufgrund des demografischen Wandels einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Pflegefachkräften. Ausländische Pflegefachkräfte haben daher gute Jobaussichten und können auf eine langfristige Anstellung hoffen.
  2. Verdienst: Die Bezahlung von Pflegefachkräften in Deutschland ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern relativ hoch. Auch die Sozialleistungen sind gut ausgebaut. Im Vergleich der Industrieländer, z. B. im direkten Vergleich mit den USA, gibt es jedoch deutlich „Luft nach oben“.
  3. Karrieremöglichkeiten: Pflegefachkräfte haben in Deutschland viele Möglichkeiten, ihre Karriere voranzutreiben. Es gibt Fort- und Weiterbildungen sowie Aufstiegschancen in leitende Positionen.
  4. Arbeitsbedingungen: In Deutschland gibt es strenge Regeln für die Arbeitsbedingungen von Pflegefachkräften, was eigentlich für eine gute Work-Life-Balance sorgen könnte. Durch die hohe Arbeitsbelastung wollten im Jahr 2022 rund 25 Prozent aller Fachkräfte in der Pflege den Job wechseln und sahen sich aktiv nach einer neuen Stelle um.
  5. Anerkennung: Das Berufsbild Pflegefachkraft wird in Deutschland geschätzt. Davon ausgenommen sind Gebiete in Ostdeutschland bei dem Fachkräfte in der Pflege mit Migrationshintergrund gesellschaftlich wenig Akzeptanz finden. In der Konsequenz sind Krankenhäuser eher vorsichtig bei der Wahl des Herkunftslandes.
  6. Persönliche und berufliche Entwicklung: Der Arbeitsmarkt in Deutschland bietet eine breite Palette von Erfahrungen und Herausforderungen, die sich auf persönlicher und beruflicher Ebene positiv auswirken können. Ausländische Pflegefachkräfte können zudem ihre Sprachkenntnisse verbessern und neue Kulturen kennenlernen.
  7. Bildungsangebote: In Deutschland gibt es viele Bildungsangebote für Pflegefachkräfte, die den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kompetenzen ermöglichen. Dadurch können sich ausländische Pflegefachkräfte weiterbilden und sich für eine bessere Position im Arbeitsmarkt qualifizieren.
  8. Kulturelle Vielfalt: Deutschland ist ein multikulturelles Land, in dem ausländische Pflegefachkräfte ihre eigenen Kulturen und Traditionen mitbringen und in einer offenen Gesellschaft leben können.

Herausforderungen mit denen Pflegefachkräfte aus Drittstaaten konfrontiert werden

Ganz so einfach ist es dann noch nicht! Nachfolgend die wichtigsten Herausforderungen auf dem Weg zur examinierten Pflegefachkraft:

  1. Sprachbarrieren: Eine der größten Herausforderungen für ausländische Pflegefachkräfte, die in Deutschland arbeiten möchten, ist die Sprache. Deutschkenntnisse sind für eine erfolgreiche Arbeit in der Pflege unerlässlich, insbesondere für die Kommunikation mit Patienten und Kollegen.
  2. Anerkennung der Qualifikationen: Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen in der Pflege kann ein komplizierter Prozess sein und erfordert oft eine gründliche Überprüfung durch die zuständigen Behörden. Bei einer Teil-Anerkennung müssen Pflegefachkräfte entweder eine Kenntnisprüfung ablegen oder an einem Ausgleichslehrgang teilnehmen, um in Deutschland arbeiten zu können. In dieser Trainingsphase erhalten die Fachkräfte meist einen Arbeitsvertrag als Pflegehelfer.
  3. Bürokratie: Der Prozess der Einreise und Arbeitserlaubnis für ausländische Pflegefachkräfte kann kompliziert und bürokratisch sein, was zu Verzögerungen führen kann. Auch die Beschaffung von Wohnraum, die Suche nach Schulen für Kinder und die Integration in die Gesellschaft kann für ausländische Pflegefachkräfte eine Herausforderung darstellen.
  4. Arbeitsbelastung: Die Arbeit in der Pflege kann physisch und emotional belastend sein, insbesondere wenn die Arbeitsbedingungen nicht optimal sind. In einigen Einrichtungen kann es zu einem hohen Arbeitsdruck und Zeitmangel kommen, was die Qualität der Pflege beeinträchtigen kann.
  5. Kulturelle Unterschiede: Ausländische Pflegefachkräfte können sich möglicherweise mit kulturellen Unterschieden und Erwartungen konfrontiert sehen, insbesondere in Bezug auf die Arbeitskultur und die Rolle der Pflegefachkräfte in der Gesellschaft.
  6. Einschränkungen in der Freiheit: Bei einer Einwanderung nach Deutschland gibt es gewisse Einschränkungen in der persönlichen Freiheit, insbesondere wenn es um das Verlassen des Landes geht. In manchen Fällen können auch Familiengründung oder das eigene Leben in Deutschland nicht wie gewünscht gestaltet werden.

Arbeitgeber und Pflegefachkräfte sollten diese Punkte bewerten, um sicherzustellen, dass die Herausforderungen gemeistert werden.

Über den Autor

Andreas Renner ist Initiator und Inhaber der Personalberatung NOCARE in Rottenburg am Neckar. Er berät bundesweit Krankenhäuser und Pflegeheime bei der Personalgewinnung von Pflegefachkräften und Ärzten aus Drittstaaten. Mit seinem Team entwickelte er NOCARE 360 – ein Verfahren zur Rekrutierung, Qualifizierung und Integration von Fachkräften im Gesundheitswesen mit Migrationshintergrund.