Daten im Vergleich zum Ausland und Hintergrund von Gesetzesänderungen
Deutschland liegt mit 8 Betten pro 1000 Einwohner immer noch im Spitzenbereich vorgehaltener Krankenhausbetten in Europa. Nachbarn wie die Niederlande halten gerade 4,7 Betten vor bezogen auf die gleiche Bezugsgrößenordnung. Damit sind verschiedene Probleme verbunden. Die Anzahl vorzuhaltender Ärzte und Pflegekräfte steigt oder sie müssen mehr Patienten versorgen.
Wesentliche Themen der Krankenhausvergütung
Anfang 2002 wurde eine neue Vergütungsform für die Krankenhäuser eingeführt. Abgerechnet wird seither nach DRG (Diagnosis Related Groups). Ein nicht offiziell formuliertes Ziel war die Absenkung der Verweildauer und der Bettenzahl und damit der Krankenhäuser. Diese haben sich besser angepasst als erwartet. Daran hat auch die Ausweitung der Rechnungsprüfungen durch die Kassen nichts geändert.
Das nächste Thema wurde dann die Qualität der Leistungen. Da verlässliche Kriterien zur Messung von Qualität sehr schwer zu bestimmen sind und bisherige Erfassungen ohne wesentliche Auswirkungen blieben, hat man ein neues Instrument definiert: Strukturkriterien sollen den Beweis für qualitativ hochwertige Leistung erbringen. Letztlich geht es um die Reduktion von Anbietern. Wer die Strukturen nicht erfüllt, darf die Leistung nicht erbringen. Krankenhausmanager und Ärzte sind erfindungsreich, weichen auf andere Leistungen aus und so können die Häuser und Anzahl der Betten bestehen bleiben.
Seit Jahren wird von der Politik und den Kassen eine Vernetzung der Sektoren ambulant, teilstationär, stationär und Nachsorge für die Patienten gefordert. Auffällig ist, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern viele Leistungen stationär statt ambulant erbracht werden. Bestimmte Leistungen können von niedergelassenen Ärzten abgerechnet werden, nicht aber von Krankenhäusern. Es fehlt bis jetzt eine adäquate Vergütung und die Infrastruktur besteht auch noch nicht.
Eine Entscheidung des vorherigen Gesundheitsministers:
Per Gesetz waren die drei Selbstverwaltungspartner (Deutsche Krankenhausgesellschaft, Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und kassenärztliche Bundesvereinigung) verpflichtet ein Gutachten zur Einschätzung des ambulanten Potenzials erstellen zu lassen. Das Ergebnis der iGES liegt seit dem 01. April 2022 vor und nach anfänglich vielen positiven Stellungnahmen hierzu überlegen alle Beteiligten, wie das denn umzusetzen ist oder verhinderbar oder verzögerbar wäre.
Zu viele Auswirkungen sind nicht abschätzbar. Wie ist künftig die Facharztausbildung zu gewährleisten. Gibt es nicht einfach eine Verschiebung von Leistungen ohne Einspareffekt? Ist die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleistet, wenn zu viel Krankenhäuser auf dem Markt nicht mehr mithalten können?
Die drei wesentlichen Element des Gutachtens sind:
- Vergleich mit verschiedenen Ländern zu ambulant erbrachten Leistungen
- Abgleich aller abrechenbaren Leistungen im Gesundheitsbereich mit der Fragestellung des ambulanten Potenzials
- Entwicklung eines Scores zur Selektion der Patienten, die stationär zu behandeln sind
Bei Sichtung der im Krankenhaus erbrachten Leistungen fallen je nach Region und Struktur des Hauses zwischen 15% und 40% der stationären Leistungen weg. Nachdem die Krankenhäuser diese nicht sehr schnell ambulant erbringen können – sie müssen die Strukturen hierfür erst aufbauen – werden Krankenhäuser schließen. Bei einigen von ihnen ist aufgrund der Corona bedingten Mindereinnahmen die Kapitaldecke so dünn, dass sie diesen Strukturwandel nicht mithalten können.
Auswirkungen durch die Umsetzung des Gutachtens
Schätzungen zur Anzahl der möglicherweise schließenden Krankenhäuser sind wenig sinnvoll. Jeder Arbeitnehmer sollte sich sein Unternehmen ansehen und die Frage stellen, wie breit und gut es aufgestellt ist. Damit sollte er auch die Entscheidung treffen, wo er sich künftig anstellen lassen will. Die Arbeitnehmer sind also ein weiterer Faktor, ob einzelne Krankenhäuser überleben oder nicht.
Wen trifft es letztlich am stärksten? Das werden die Patienten, die Bürger sein, die in strukturschwachen Regionen leben. Sie haben weder den niedergelassenen Arzt noch die Klinik um die Ecke, wenn es ein Problem gibt. Auch Zuschläge für Sicherstellungsaufträge wird diese entstehende Lücke nicht schließen. Mit dieser Grundsituation wird Deutschland einige Jahre leben müssen, bis neue Strukturen bei weniger Investitionspotenzial organisiert und aufgebaut wurden.
In Deutschland sind die Strukturen wie überall sonst auch historisch gewachsen. Das heißt nicht, dass sie unveränderbar sind. Jedoch können Strukturwandlungen nicht mit der Brechstange erzeugt werden. Es vergeht immer einige Zeit, bis die Einrichtungen die notwendigen Prozesse mit dem benötigten Personal aufgebaut haben. Und auch der Patient muss in der Lage sein, mit dem neuen Angebot zurechtzukommen. Er muss vielleicht sehr viel mehr lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben als die Leistungserbringer.
Wie geht es in anderen Ländern und Kontinente um die Bevölkerung zu versorgen?